Gut & Böse

Gut und Böse - Unterscheiden und Urteilen

Wenn, in der spirituell-esoterischen Szene, von der Polarität "positiv" und "negativ" gesprochen wird, lautet ein häufiger Einwand, man dürfe nicht urteilen und etwas als positiv und etwas anderes als negativ bezeichnen; das sei polares Denken; man solle nie werten und nie urteilen, denn nichts sei schlecht oder falsch. "Alles hat einen Sinn."

Letzteres stimmt. Alles hat einen Sinn, auch das Negative. Aber deswegen ist das Negative immer noch negativ!

"Urteile nicht!" heißt nicht: "Unterscheide nicht!"

Das Thema "Nicht urteilen" ist eine, wenn nicht sogar die essentiellste, Lehre aller echten Religionen und Mysterienschulen und wurde immer nur in inneren Kreisen weitergegeben, gerade weil sie so mißverständlich ist.

Freier Wille erfordert die Möglichkeit des Wählens. Und das ist der Sinn, warum es eine materielle Schöpfung gibt. Sie ist der Bereich von Raum und Zeit, die ursprüngliche Polarität, die nichts anderes ist als wertfreie "Schöpfungsdynamik". Männlich – weiblich, jung – alt, "positiver Pol" – "negativer Pol" haben nichts mit "gut" und "böse" zu tun.

Im Bereich der Polarität haben alle bewußte Wesen die Möglichkeit zu wählen, das heißt, sie müssen "freiwillig" die Liebe wählen - niemand zwingt sie!

Dualität (Zweiheit) beginnt, wenn Wesen aus eigenem freien Willen beschließen, aus der Harmonie und dem Gleichgewicht auszusteigen und in die Spaltung zu gehen. So entsteht das Diabolische, wörtlich "das Spaltende". Wer sich hier aus der ursprünglichen Identität abspaltet, verfällt in das Ego, nämlich in den Verlust des Bewußtseins, daß wir alle ewige Individuen jenseits der Dualität sind.

In der Diskussion der Gegensätze "gut" und "böse" ist es auch gerechtfertigt, das Böse als das "Negative" zu bezeichnen, denn im wörtlichen Sinn bedeutet negativ "verneinend, ablehnend" (vom lateinischen Verb ‘negare‘ = "nein sagen"). Das Böse ist in diesem Sinn tatsächlich negativ, weil es die göttliche Ordnung verneint und eine eigene "Welt-Ordnung" durchsetzen will.

Böse (satanisch) ist all das, was der bewußten Einheit, der Liebe, entgegenwirkt oder diese sogar bekämpft, z.B. indem es den freien Willen der anderen nicht respektiert. Gut ist all das, was diese bewußte Einheit anstrebt. Aber solange man noch streben muß, ist man noch immer im Gegensatz-Bereich des Bösen und definiert sich als dessen Gegenteil. "Gut" sein ist also gut, aber nicht gut genug. Das Ziel ist es, im ursprünglichen Bewußtsein der Einheit (Liebe) zu sein.

Aus der ‚göttlichen‘ Sicht heraus ist es möglich, den eigentlichen Sinn von allem zu erkennen, auch des Negativen. Innerhalb der Materie leben wir alle angesichts der Dualität und werden mit Gutem und Bösem konfrontiert. Beides ist eine Herausforderung und Prüfung der Liebe: Wie stark (wie entwickelt) ist mein Bewußtsein?

Dabei aber unterscheiden wir , denn ohne Unterscheiden kein Entscheiden! Wir erkennen: Was ist gut und was ist böse. Wir handeln immer mehr aus unserem höheren Bewußtsein und verwandeln auf diese Weise uns und unsere Welt.

(c) Textquelle: Ursprüglicher Text von A. Risi (Link: Homepage von Armin Risi, Schweiz)

(c) 2007 überarbeitet von Frank-Mario Müller

 

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